Album der Woche – Hot Water Music
Wenn Corona Hot Water Music geradezu in die Karten spielt
Corona hat die Band dazu gezwungen, das Album aus der Ferne gemeinsam zu schreiben. Ein Umstand, der sich befremdlich anhört, da die Mitglieder auch im Privaten einen sehr innigen Kontakt pflegen. Die Optik der musizierenden Handwerker ist keine Augenwischerei, sondern gelebter Alltag. So hilft Rebelo Chris Wollard bei Arbeiten an dessen Haus. Nachdem die Songs standen, traf man sich in Gainesville um dort in den Black Bear Studios das Album einzuspielen. Produzent war hierbei Brian McTernan, welcher sowohl die Hardcore-Legende Battery, anführte, aber heutzutage bei Be Well seine Stimme beisteuert. Doch neben diesen Aktivitäten hat McTernan schon bei „A Flight And A Crash“ die Regler bedient und hier soll sich der Kreis schließen. Ob der Einstieg von Cresswell alleine, oder die Verpflichtung von McTernan darüber hinaus für den Sound verantwortlich sind, sei nebensächlich. Hot Water Music spielen sich kurzerhand in die alten Zeiten zurück.Zu Fünft stärker denn je
„Caution“, „Forever And Counting“ und „No Division“ sind legendär und hier setzt man erneut an. Bereits der Opener „Another Breath“ ist das, was man insgesamt erwartet hat, sich aber nicht zu träumen wagte. Düster, rau und dabei doch derart melodisch, dass sich die 3:08 Minuten Spielzeit zu einer wahren Offenbarung entwickeln. „Killing Time“ wurde vorab veröffentlicht und der treibende Song sollte bekannt sein. Strak umgesetzt, solide runtergespielt und live sicher eine sichere Bank. „Feel The Void“ erlebt mit dem hymnischen Anti-Krebs-Song „Habitual“ wohl einen Höhepunkt, der einem die Freudentränen in die Augen treibt. Hier sitzt und passt Alles. Das Zusammenspiel ist meisterlich, der Spannungsbogen schier unfassbar und mit jeder Menge Passion vorgetragen, mausert sich diese Nummer zu einer der besten, die Hot Water Music jemals abgeliefert haben. Ähnlich verhält es sich bei „Collect Your Things And Run“. Wer bei „I count to 4,5,6, I feel like shit – Hell no, not me!“ nicht automatisch mitsingt, hat Hot Water Music nie verstanden.Hot Water Music bündeln all ihre Stärken in einem Album
Der ungewöhnlichste Song ist wohl „Turn The Dial“, der stimmlich an alte Songs von Coheed And Cambria erinnert. Chris Cresswell übernimmt hier den Gesang komplett und zeigt, dass er sich wunderbar ins Bandgefüge eingliedert. „The Weeds“ lebt durch einen wunderbaren Doppelgesang, „Scratch On“ ist ein Song, der das Tempo anzieht und nach Party regelrecht schreit. In rund 150 Sekunden ist regelrecht Alles auf den Punkt gebracht, was man für einen starken Song braucht. „Ride High“ lässt Bruce Springsteen aufblitzen und fährt mit vielen Emotionen auf. „Lock Up“ als Rausschmeisser bündelt nochmals Alles, was dieses Album ausmacht. Groove, Doppelgesang, Sing-A-Longs und wahnsinnig viel Melodie. Besser hätte man einen Song nicht platzieren können. Und ja, Hot Water Music erfinden sich mit ihrem 9. Studioalbum neu. Niemals hätte man erahnen können, dass diese Band ein solches Album abliefert. Klarer Start-Ziel-Sieg und zurecht das Album der Woche bei EMP. Wird auch in den Top 10 Platten des Jahres landen. So viel ist jetzt schon sicher!Tags: Reviews Album der Woche CD Chris Wollard Chuck Ragan EMP Plattenkiste Feel The Void Hot Water Music Vinyl | permalink