Top 1 des Jahres: Cult Of Luna mit A Dawn To Fear
Cult Of Luna erklimmen dieses Jahr den Thron. Die Schweden haben mit „A Dawn To Fear“ ein Album vorgelegt, welches nur abgefeiert werden kann. Die Mischung aus Post Metal, Doom und Sludge wird von dieser Band neu definiert. Wo andere sich vom Genre beeinflussen lassen, definieren Cult Of Luna das Genre.
Ich erinnere mich noch zu gut an meinen ersten Kontakt mit Cult Of Luna. Ein Freund arbeitete damals bei einer Promoagentur und als ich ihn zu einem gemeinsamen Bier abholen wollte, drückte er mir das gleichnamige Debüt dieser Band in die Hand. Vorausschauend fügte er hinzu, dass ich mir dieses Album nicht im Winter anhören solle und vielleicht ich auch in einer gefestigten Gemütslage mich befinden möge. „Alles andere ist fatal“, waren seine abschließenden Worte. Es ging aber im Jahre 2001 auf den Winter zu und meine damalige Freundin ließ mich alleine in Berlin sitzen. Rotwein war gekauft, draussen war es nasskalt und das Album lag vor mir. Alles andere danach bezeichne ich nun rückwirkend als eine verrückte emotionale Achterbahnfahrt. Was Cult Of Luna mit mir damals anstellten, sollte in bedingungslose Liebe enden. Jedes weitere Album der Band wurde gekauft und verschlungen.
Cult Of Luna erfinden sich immer wieder neu
„The Beyond“ folgte 2003 und wurde mit Konzertbesuchen aufgesogen. Interviews führte man und selbst die Chance einen Newcomer wie Billy Talent exklusiv als Fotograf abzulichten schlug ich aus. Nur um mich mit den Jungs aus Umeå zu unterhalten, mit ihnen zu arbeiten oder einfach nur Konzerte zu schauen. Das dritte Werk „Salvation“ war eine Offenbarung sondergleichen. „Somewhere Along The Highway“ übertraf dies noch und selbst mit „Eternal Kingdom“ konnte ich mich anfreunden. Nein, ich liebte es, auch wenn ich hiermit fast alleine dastand. Umbesetzungen und die Tatsache, dass man sich von Shouter Klas Rydberg trennte, sollten diese Liebe nicht erschüttern können. „Vertikal“ wurde veröffentlicht und zeigte die Band in einem anderen Licht. Mit „Mariner“ sollten sich Cult Of Luna erneut neu ausrichten.
„Mariner“ war ein bestechendes Experiment…
Mit der Hilfe von Julie Christmas entstanden 5 Songs, mit denen sich viele Freunde der Schweden schwer taten. „Zu schrill“ sagten die einen, „zu zerfahren“ die anderen. Für mich war es wohl das Album des Jahres 2016 und dies gerade durch Songs wie „Teh Wreck Of S.S. Needle“. Ein Monster von einem Song, der insbesondere durch die sich überschlagende Stimme der zierlichen US-Künstlerin lebt und atmet. Cult Of Luna hatten zu sich gefunden und waren gefestigt in ihrem Schaffen. In sich ruhend, haben sich Johannes Persson geradezu neu erfunden. Darüber hinaus wurden sie nicht durch den Poste Metal, Sludge oder Doom zu dem was sie darstellen, sondern vielmehr definierten sie die Grenzen kurzerhand neu. Was bisher nicht vorhanden war, inkludierte das Sextett kurzerhand. Dies machte Cult Of Luna einzigartig, aber eben auch schwer greifbar. Alben-umfassend war der Tenor ihrer Musik. Zerstörend, dunkel und geradezu todessehnsüchtig.
… „A Dawn To Fear“ legt noch eine Schippe drauf!
Ein Umstand, der sich bei „A Dawn To Fear“ sicher nicht ändern sollte. Wieso auch? Einen Unterschied gibt es allerdings zu den Vorgängern. Hatte man zu jedem ein übergeordnetes Konzept, verzichtete man mit dieser Veröffentlichung auf diesen Ansatz. 79 Minuten Musik, die alleine von der Spielzeit her Maßstäbe setzt. Wutausbrüche sind zu vernehmen, die jedoch durch atmosphärische Elemente und einem inneren Drang zur Harmonie immer wieder unterbrochen werden. „We Feel The End“ schraubt sich durch 7 Minuten Spielzeit und kommt mit sehr viel Ambient und Akustik daher. Dafür katapultiert sich „Nightwalkers“ aus einer Lethargie zu einem Hassbrocken hinauf, dass es einem den Atem verschlägt. Mit einer stoischen Ruhe manövriert man sich mit einer organischen Produktion in den ganz sicheren Hafen. Der Titelsong „A Dawn To Fear“ lebt durch singende Gitarren, welche von Persson kurzerhand an die Wand geschrieen werden. Ob dies zusammenpasst? Aber hallo!
Unser Album des Jahres! Und dies zurecht!
Cult Of Luna haben sich mit diesem Album auf den Thron des Post Metals gesetzt. Kämpfe um eine Übernahme werden sie standhalten und kurzerhand aussitzen. Wo sich andere Bands in den Tiefen des Sludge verirren und letztendlich mit ihrer Belanglosigkeit untergehen, entdecken Cult Of Luna mit einer Leichtigkeit eine neue musikalische Spielwiese. Blümchen gibt es dennoch nicht satt, sondern eiskalten Post Metal, welcher so originell vorgetragen wird, wie es seinerseits Neurosis getan haben. An Garstigkeit kaum zu übertreffen, mit Harmonie nie geizend, sind Cult Of Luna das, was man als Klassenprimus bezeichnen muss. Cult Of Luna definieren ein Genre und beanspruchen die Vormachtstellung für sich. Zurecht! Und unser Platz 1 in den Jahrescharts!
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