Kurt Cobain - Zum 50. Geburtstag ein paar Erinnerungen
Kurt Cobain wäre 50 Jahre alt geworden. Um genau zu sein am 20. Februar dieses Jahres. Doch der Nirvana-Frontmann entschied sich 1994 für den Freitod. Mit diesem Ereignis wurde wohl das Ende der Grunge-Ära eingeläutet. Aber Musik kommt und geht bekanntlich und hier soll es explizit um die Person Cobain gehen.
Fragt ihr euch, was nun ein weiterer Bericht anlässlich des Geburtstages von Kurt Cobain soll? Fragt ihr euch, was der Autor mit diesen Zeilen bezweckt? Oder ist es euch sogar peinlich, dass Menschen sich auch heute noch für Nirvana interessieren, obwohl das Smiley-Logo selbst schon in billigen Modeläden von Teenagern gekauft wird? Hört ihr „Smells Like Teen Spirit“ und verdreht schon die Augen? Und ja, das „Unplugged In New York“- Album nervt euch zu Tode! Ich möchte euch gar nicht langweilen und letztendlich nur anlässlich des 50. Geburtstages etwas in Erinnerungen schwelgen.
1989 - Das erste Mal Nirvana und Cobain
Ich erinnere mich noch zu genau, als ich Nirvana das erste mal gesehen habe. Es war ein trostloser 15. November 1989 und eine Gruppe Jugendlicher machte sich auf den Weg nach Heidelberg. Zum Glück gab es einen, der bereits einen Führerschein hatte. Im Schwimmbad-Club sollte an diesem Tage TAD spielen. TAD, das war eine Grunge-Band, die damals auf einem Mixtape im Freundeskreis kursierte und welche bei Sub Pop unter Vertrag waren. Dem Label, welches wohl sowas wie der Finger in der Wunde der Musikbranche war - zumindest für Freunde des damals angesagten Pop und Metals. Viel wichtiger an diesem Tage war aber, dass Nirvana ebenfalls mit von der Partie waren. Nirvana, die Band, die mit „Bleach“ für mein damaliges Kinderzimmer wohl das härteste waren, was diese Wände jemals zum Beben brachte. Aufgrund der Distanz nach Heidelberg fuhr man bereits am frühen Nachmittag los und erreichte den Club im entscheidenden Moment. Nirvana betraten die Bühne für ihren Soundcheck. Ein Moment, der mich bis heute ehrfürchtig werden lässt.
Da stand diese Band auf der Bühne und mit Chad Channing war noch der alte Drummer mit von der Partie. Man spielte sich etwas warm um dann „Blew“ und „Negative Creep“ anzuspielen. Wo heutzutage stundenlang am Sound getüftelt wird, absolvierte man damals quasi nur einen Line-Check. Heißt, Instrumente angestöpselt und dann spielen. Hört man alles? Ja? Fertig! Doch für uns, die aufgrund der Wetterlage eher Zutritt zur Halle bekommen hatten, war es wohl ein Moment, der sich in das Langzeitgedächtnis einbrannte. Das Bizarre war, dass nach Nirvana TAD noch den Soundcheck absolvieren mussten und Nirvana selbst vor der Bühne standen. Kurt Cobain philosophierte über diesen „unfassbaren Lärm“, welchen TAD doch zaubern würden und wollte als Bestätigung die Meinung von meinem Freundeskreis. Zugegeben, ich stand sprachlos dabei und war nicht in der Lage mehr als ein „oh yes“ zu artikulieren. Zu sehr war ich damit beschäftigt diesen Moment zu genießen!
Der Grunge grassierte weit und breit
Rund ein Jahr später sollte ich Nirvana erneut live erleben. Durch einen glücklichen Zufall war ich in London und hatte somit die Chance, die Band im Astoria Theatre zu erleben. Wohlgemerkt befanden wir uns immer noch in der Pre-„Nevermind“-Phase. „Bleach“ lief immer noch auf Dauerrotation und der Grunge war für mich zu einer Lebenseinstellung geworden. Mit allen Mode-Sünden, jedoch auch mit unfassbar vielen großartigen Bands wie Green River, Mudhoney, The Melvins, Pearl Jam, Soundgarden, Mother Love Bone und wie sie alle so lauteten. Nirvana waren aber immer die Band, die - für mich - die alles in den Schatten stellten. Es war eine Kombination aus den Songs, der Wut, welcher in der Musik innewohnte, aber eben auch der charismatischen Ausstrahlung von Kurt Cobain, welcher aber gerade dies nicht sein wollte.
Ein Idol, eine Ikone und ein Vorbild für eine Generation!
Selbstverständlich waren die Folgejahre davon gezeichnet, dass ich bei europäischen Shows mit von der Partie sein wollte. Aufgrund des fehlenden Führerscheins und des mageren Taschengeldes konnte ich sicherlich nicht alle Shows besuchen, die ich sehen wollte. Die Kohle der Ferienjobs ging ja schließlich schon für Plattenkäufe drauf, die man sich dann auch gerne von den Herren signieren ließ. Im Nachhinein betrachtet kurios, denn damals kam man noch an seine Helden ran.
Kurt Cobain ein allerletztes Mal live sehen
Doch ein Erlebnis sollte die Nirvana-Liebe krönen. Ein Datum, welches wohl irgendwann als Tattoo auf einer Körperstelle auftauchen wird, wenn ich die passende Stelle hierfür gefunden habe. Es war zu Beginn es Jahres 1994. Ich hatte mir in meiner Heimatregion einen Namen mit Fotografie gemacht. Insbesondere Konzerte interessierten mich. Die ersten Bands konnte ich für die lokale Presse ablichten, jedoch wurde es zunehmende schwerer, die großen Acts zu fotografieren. Und Nirvana gehörten mittlerweile definitiv dazu. Die „In Utero“-Tour stand an und um meine Liebe völlig auszuleben, wollte ich mehrere Shows erleben. München sollte das erste Konzert auf deutschem Boden sein und durch einen frechen Anruf in der Rolling Stones-Redaktion konnte ich für den 01. März 1994 einen Fotopass ergattern und darüber hinaus ein Fotoshooting mit Nirvana verbuchen. Das Terminal 1-Konzert sollte aber gleichzeitig das letzte Konzert von Nirvana sein. Ein Umstand, welchen man erahnen, aber sicher nicht wissen konnte. Für mich als Fan von Nirvana und Kurt Cobain wohl eines der wichtigsten Konzerte meines Lebens - wenn nicht sogar das Wichtigste.
Doch was wäre heute mit Cobain
Nun wäre Kurt Cobain diesen Februar 50 Jahre alt geworden. Man denkt nach und hört dabei „From The Muddy Banks Of The Wishkah“. Was wäre aus Kurt Cobain geworden? Würde es Nirvana noch geben? Falls ja, was würden sie für Musik machen? Wäre diese immer noch der ausgestreckte Mittelfinger und genauso rebellisch? Oder wären Nirvana mittlerweile eine (musikalisch) zahnlose Band, die alle Schaltjahre ein Konzert spielt und hierbei eventuell ähnlich agiert wie es heute Rage Against The Machine tun? Sind Nirvana nach dem Tode von Cobain größer geworden beziehungsweise wichtiger? Letztendlich egal, denn die Musik ist nach wie vor hörenswert und elementar für viele Menschen - für mich eh.
Kategorien: musik Peter Konzerte
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